Grillfest mit Asylbewerbern

Es war ein Sommertag wie aus dem Bilderbuch.
Am Samstag, den 6. Juli 2013, feierten einige Mitglieder der ev. Kirchengemeinde Langensteinbach
und der Nationalitätenbegegnung Karlsbad mit ca. 20 Asylbewerbern aus Fischweier am Jakobsbrunnen ein
gemeinsames Grillfest.
Eine größere Gruppe von Leuten aus Gambia, Kamerun, Nigeria, Pakistan und Tschetschenien hatte sich mit
einigen jungen Erwachsenen aus dem Jugendkreis Langensteinbach zu Fuß auf den Weg zum Jakobsbrunnen gemacht. Andere Asylbewerber trafen mit dem Fahrrad am Waldplatz ein und einige weitere Deutsche kamen mit dem Auto. Interessant war, dass
manch einem wandernden Afrikaner die plötzliche Hitze in Deutschland ebenso zu schaffen machte wie den Einheimischen.
Fleißige Hände hatten zahlreiche Salate, Gemüsespieße und Kuchen vorbereitet. Beim Einkaufen von Grillfleisch war bewusst auf Schweinefleisch verzichtet worden, da es sich bei den meisten Leuten aus Fischweier um Muslime handelt. Zur Freude aller
steuerten einige der Asylbewerber auch Selbstgekochtes bei. So kam man zum Beispiel in den Genuss mehrerer
pakistanischer Kartoffel- und Gemüsegerichte, die, wasdie Menge des Pfeffers anging, für den deutschenGeschmack erstaunlich moderat gewürzt waren.
Den Höhepunkt des Festes bildeten sicherlich die beiden Musikbeiträge zweier Flüchtlinge. George aus Nigeria präsentierte einen Rap über das Thema „Asyl“, in dem er die Not der Asylbewerber auf so eindringliche Weise zum Ausdruck brachte, dass etliche eine
Gänsehaut bekamen. Sein Heimatland Nigeria macht immer wieder durch ein äußerst brutales Vorgehen gegenüber der christlichen Minderheit von sich reden.
Alle waren begeistert, als in seinem Rap auch die Worte „Fischweier“, Frau Bohnacker (die dortige Sozialarbeiterin) sowie „Monatskarte“ vorkamen und zollten ihm kräftig Beifall.
Ein irakischer Asylbewerber, der aus Bagdad, der Hauptstadt des Landes, nach Deutschland geflohen war, trug auf einer traditionellen irakischen Laute, der sogenannten „Oud“, mehrere Stücke aus verschiedenen Stilrichtungen wie Klassik und Jazz vor. Vor seiner
Flucht hatte er, wie er auf Englisch erzählte, auf dem College Musik studiert und das Studium auch abschließen können. Mit auf Arabisch zugerufenen Worten, die übersetzt „Komm, Freund!“ bedeuteten, spornten ihn einige aus dem Publikum zu weiteren Stücken an.
Überhaupt: Wie alle an diesem idyllischen Sommertag so friedlich zusammen saßen und es sich schmecken ließen oder Federball, Karten und Volleyball spielten,ein Sport, der an den Touristenstränden Gambias übrigens häufig praktiziert wird, wie ein Gambier
erzählte, hätte man leicht denken können, dass das Leben dieser Männer unbeschwert ist. Doch das ist in keinster Weise der Fall. Die Zukunft ist für jeden der 41 in Fischweier untergebrachten Männer ungewiss. So verwundert es nicht, dass bei aller gemeinsamen Freude an diesem Nachmittag nicht nur Lachen, sondern auch Ernst und Bedrücktheit in den Gesichtern zu beobachten war.
Und dennoch: Verschiedene Hautfarben, Nationalitäten, Sprachen (englisch, französisch, russisch, tschetschenisch, urdu, arabisch, deutsch usw.) und Religionen an einem Nachmittag beim gemeinsamen Essen, Reden und Spielen zu erleben, das war nun doch ein Sommertag wie er im Buche steht, nur eben einer der ganz besonderen Sorte.